Die Diskussion ist vergleichbar mit der Abtreibungsfrage und doch natürlich völlig anders.
Ist der Zellklumpen, der abgetrieben wird, schon menschliches Leben? Der noch nichts fühlt, kein Bewußtseingang hat, auch wenn er schon erste Reaktionen zeigt?
Ist dieser teilweise noch lebendige Biohaufen böse gesagt Sondermüll, der teilweise recycelt werden darf, und sogar sollte?
Wann hört menschliches Leben auf; wenn das Bewußtsein, auch ein nur noch traumhaft-dämmerndes, nur noch komatöses Bewußtsein irreversibel vergangen ist?
Wann ist der Mensch ein Mensch, wann ist er mehr als ein Tier, als Organismus; kann, ja muß man einem Menschen ab irgend einen Punkt sein Menschsein absprechen? Normal Fragen für Profis; für die, die in Grenzbereichen arbeiten, in der Pflege. Wann stelle ich medizinische Hilfeleistungen ein, weil sie nur noch Quälerei sind? Bei der Organspende aber betrifft sie auf einmal jedem: Als Spender oder Angehöriger, oder als potentieller Empfänger.
Deswegen nimmt man sowohl bei der Schwangerschaft als auch bei der Organspende die bestmögliche medizinische Begründung herangezogen um eine rechtliche Grundlage zu schaffen.
(Hirntod liegt da mit der Wahrscheinlichkeit auf einer sehr sehr sicheren Seite, weswegen Narkosen eher für das OPteam und die Gefühle der Angehörigen sind, als für den Spender)
Alles weitere liegt dann einzig in der Entscheidung des Betroffenen (im Falle der Abtreibung natürlich beim betroffenen Wirtsorganismus).
Jede andere Regelung ist moralisch nicht haltbar.
Wenn man übrigens Geschichten von Frauen liest, die ihren Embryo aufgrund einer eher wackligen Begründung entschieden haben (zu jung, medizinische Diagnose usw) kann man auch bei dem Thema schnell feststellen:
Die Seite der Medizin informiert zu sachlich.
Die Seite der Gegner zu oberflächlich reisserisch.
Denn der wahre Schmerz der Erfahrung einer im nachhinein als Fehler empfundenen Abtreibung, liegt dann doch woanders...
Darum ist meine Position bei dieser "Diskussion":
Informiert euch selbstständig und umfangreich von allen Seiten die ihr finden könnt - versucht erst die wissenschaftliche Seite zu verstehen und dann die von Betroffenen und wenn's sein muss auch die subjektiven Meinungen von Gegnern, die oft nicht gut fundiert argumentieren, sondern mit effektvollen Argumenten (man möge die sich immer als die krassen Abtreibungsgegner vorstellen, die Frauen vor Abtreibungskliniken als Huren und Mörder beschimpfen).
Ich hab mal ein Video gesehen von einer Krankenschwester, die schaurige Geschichten erzählt von ihren Erfahrungen bei einer (!! 1/1!) Organentnahme. Das einzige was ich daraus gelernt hab:
Man kann schreibar mit erschreckend wenig medizinischem Wissen/Verständnis Krankenschwester sein. Der fehlten so krass jegliche Grundlagen der Biologie, dass es mir weh tat ihr zuzuhören. (Ob sie überhaupt echte Krankenschwester war oder nur irgendein Gegner weiss ich allerdings auch nicht, aber sowas unfundiertes reisserisches findet man eben schneller und leichter als wirklich fundierte Erfahrungen, die jeweils sachlich das für und wider dalegen ohne wichtige Fakten (bewusst) zu verschweigen