AW: Peinliche Momente
Erinnert mich im übrigen an eine Geschichte aus dem letzten Jahrzehnt:
Eine Freundin begleitete mich zu einem Date mit einem jungen Mann (den ich vorher mal beiläufig kennenlernte, ich glaube über eine gemeinsame Bekannte). Er wollte dazu einen Freund mitbringen, anscheinend damit es nicht peinlich wird, sollten wir uns nicht verstehen. (....)
Manchmal ist es sehr gut, Freunde außen vor zu lassen. Mich erinnert das jedenfalls an das vermurksteste Date meines Lebens: Mit einem Typ, den ich nur beruflich treffen wollte, der mich aber irgendwie breitgeschlagen hatte, meinen freien Tag zu opfern und nachmittags mit ihm Kaffee zu trinken. Location: hippes Künstler-Bistro in einem Altstadt-Hinterhof, lauschig und damals wenig bekannt, also tagsüber ideal, um seine Ruhe zu haben. Dachte ich. 8)
Woran ich niemals gekommen wäre: dass ich mich a) mit dem Typ stundenlang über völlig andere Themen verplaudern würde, und b) dass ausgerechnet auch noch meine seinerzeit engsten Freunde, ein schwules Paar, da hineinplatzen und wie auf Knopfdruck eine inszenierte Eifersuchtsszene hinlegen würden. Es war superpeinlich und lief ungefähr so:
Freund A (mit hochgezogenen Augenbrauen):
"Ach, hier treibst Du Dich also herum!" (Abschätzig musternder Blick auf meinen Begleiter.)
"Na, kein Wunder, dass wir Dich in letzter Zeit so selten gesehen haben. Dann kannst Du auch gleich Deinen Haustürschlüssel wieder haben, den brauchen wir ja jetzt offenbar nicht mehr."
Während A an seinem Schlüsselbund nestelte und mir den ihm überlassenen Zweitschlüssel mit dramatischer Geste auf den Tisch knallte, zog Freund B ein großes, frisches Broccoli-Gebinde aus seinem Einkaufskorb:
"Hier, Schätzchen.. Dein Abschiedsgeschenk. Für ein Blumen-Bukett hat es nicht mehr gereicht.. Du verstehst.. das kommt jetzt alles so plötzlich.. "
Und dann besaßen sie auch noch die Unverfrorenheit, sich direkt an den Nachbartisch zu setzen, zwei große Milchkaffees zu bestellen und mit schlecht verhohlenem Feixen quasi jedes Wort zu belauschen, das der supernette Typ und ich noch wechselten, nachdem ich ihm hastig und mit vermutlich puterrotem Gesicht signalisiert hatte, dass ich leider .. ähm.. zwei Irre zu meinem.. ähm, *hüstel*.. entfernten Bekanntenkreis zählte.
ps Kaum war ich wieder daheim, riefen sie an und erklärten, nö, also, ich solle ihnen dankbar sein; der Typ sei viel zu schön, um nicht schwul zu sein. War er keineswegs, wie sich später herausstellte. Aber das gehört zu 'ner anderen Geschichte. :wink: