Findest du? Ich finde es "gut". Gut in dem Sinne, daß eben der Fakt angerechnet wird, daß Kinder auch einen Bedarf haben.
Es ist gut, dass den Kindern ein gewisser Bedarf zusteht und den sollen sie auch bekommen. Anders siehts aus, wenn die Bedarfsgemeinschaft zu Sippenhaft mutiert und die Kinder vor der Vollendung ihrer Schul-/Ausbildung ins Jobcenter zitiert werden, um sie mal richtig "rannzunehmen". Da werden 15 Jährigen (also gesetzlich Minderjährigen) erstmal vor den Latz geknallt, dass die Schule quasi ein Ende für sie haben und sie doch für ihre schmarotzenden Eltern arbeiten gehen sollen. Kinder die teilweise vollkommen verstört aus so einem Gespräch herauskommen und ggf. vor Ort noch eine Eingliederungsvereinbarung auf den Tisch geknallt bekamen bzw. gleich einen Verwaltungsakt, weil Bedarfsgemeinschaft. Aber hauptsache es geht uns gut in der BRD
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Alles länger als 1 Woche Probearbeit ist Humbug!
Eigentlich nicht!
Als Arbeitsloser kann man auch 6 Monate Probearbeit leisten (gesetzliche max. Dauer von Probezeiten). Sie muss nur bezahlt werden (nebst Sozialabgaben und Krankenversicherungsschutz). In dieser Zeit hat der Arbeitgeber genug Zeit, deine Fähigkeiten zu bewerten und dich ggf. falls du nicht den Anforderungen entsprichst, dich während der Probezeit, ohne Angaben von Gründen, zu entlassen (entweder von einem Tag auf den Nächsten) oder mit 14 tägiger Kündigungsfrist.
Sprach ich von sinnlosen Weiter- oder Fortbildungen bzw. Umschulungen?
Da spricht ja niemand von. Es will doch niemand in eine sinnlose Maßnahme und offiziell laut Werbebroschüre und Hochglanzreklame bietet ja auch kein Maßnahmeträger so einen Mist an. Die Realität bekommt man erst nach Vertragsunterzeichnung (oder Zuweisung) vorgesetzt.
Natürlich sollte es auch Kontrollmechanismen für die Jobcenter geben.
Gibt es doch auch!
Nennt sich "Arbeitgeber-Träger-Team" in deiner kommunalen Einrichtung. Die sind für das Einkaufen, Einhalten, Durchführen und sonstiges bei den Bildungsträgern verantwortlich. Weiterhin gibt es in Nürnberg als auch Berlin die Qualitätssicherungsstelle des Arbeitsamtes. Wenn dort etwas auf dem Tisch landet, dann heißt es Budenzauber beim Maßnahmeträger. Ich habe das selbst bereits erlebt, wie die so einen Laden vollkommen und nachhaltig auseinandergenommen haben. Kamen mit einem Kleinbus und 3 Leuten an. Da wurde alles kontrolliert. Ausbildungsplan, Ausbildungszeiten, Lehrmaterial, Arbeitsplatz, Fluchtwege, Feuerlöscher, hygienische Zustände, Toiletten, Pausen- und Küchenräume, Lichtverhältnisse, Abstände der Tische zu anderen Tischen, Kackkrusten in den Toiletten, usw.
Ich habe mich mal persönlich mit einer zwanzig Seitigen Beschwerde über so einen Laden bei genau diesen Stellen beschwert. Es ging damals um eine Weiterbildungsmaßnahme mit dem Abschluss "Oracle Certified Professional Java Programmer". Die ganze Aktion hat 6080€ gekostet und geliefert wurde nur ein "Java" Kurs im Wert von max 1500-2000€.
Auszug aus den Mängeln:
- Die Weiterbildung sollte 4 Monate dauern.
- Dozent war ständig krank, ein angemessener Ersatz genau für diese Maßnahme fehlte.
- Verkauft wurde 8 Stunden Lernen. Tatsächlich waren es 2 Stunden Dozent und 6 Stunden Selbststudium.
- 8 Stunden in einem Raum mit 20 Leuten, die alle zu unterschiedlichen Zeiten mit Head-Sets vor dem Rechner saßen und ihren Stoff durchkauten (Bürokauffrau, IT-Ler, Baggerfahrer, ...). Da ist an Selbststudium nicht zu denken.
- Mangelhafte Planung der Maßnahme, Ziele nicht erreichbar, permanenter Internetausfall (Dozent nicht erreichbar), permanente Krankheit des Dozenten (Dozent nicht erreichbar), Standort wurde teilweise von einer Umschülerin geleitet, da die Ansprechpartnerin und Leiterin an einem anderen Standort saß.
Für 6080€ erwarte ich eine zielführende Maßnahme, die auch mal durchgeführt und daher auch geplant wurde.
Natürlich sollten die Fallmanager und die Arge an sich sich an die bestehenden Gesetze halten [...]
Soweit zur Theorie!
Fakt ist, dass zu Zeiten vor HartzIV (also wo es noch die Sozialhilfe gab, die ja angeblich das Gleiche ist), waren die Mitarbeiter noch ausgebildet und hatten den Job als Arbeitsvermittler und Fallmanager noch von der Pike auf gelernt. Das war ein Lehr- und Ausbildungsberuf mit mehrjährigen Anforderungen, bevor man die Leute auf Arbeitslose losließ.
Im Rahmen der ständigen Reformierung (HartzIV) hat man diese ganzen Stellen abgebaut und diese Leute entweder in Rente oder zur Hölle geschickt. Darauf wurden dann neue Mitarbeiter mit "Kurzlehrgängen" eingestellt und neuerdings seit 2-3 Jahren auch nur noch befristete Arbeitsverträge herausgegeben.
Die Anforderungen die von der BA auf die jeweiligen Jobcenter (Geschäftsleitung) und von dort auf die jeweiligen Bereichsleiter und von dort auf die FM's, SB's und pAp's (persönlicher Ansprechpartner) gesetzt werden, sind immens. Die Leute werden massiv unter Druck gestellt und alles was zählt sind die "Zahlen", die am Monatsende passen müssen. Jobcenter zu Jobcenter, Kommune zu Kommune werden in gegenseitigem Wettbewerb gesetzt, wer denn zum Monat XYZ die wenigsten Arbeitslosen vorweisen kann.
Dabei ist jedes Mittel recht. Schikane, Leistungsentzug, Leistungsbetrug (gegenüber dem Bedürftigen), Hinhaltetaktiken, Sanktionen, Zwangsmaßnahmen (denn dann fallen die Bedürftigen aus der Statistik), aufgezwungene 1€ Jobs (denn dann fallen die Bedürftigen aus der Statistik) usw.. Der Kreativität dieser Organe sind keine Grenzen gesetzt. Teilweise werden sogar externe Sicherheitsfirmen beauftragt (H.E.S.S. Schlägertrupps), die die Jobcenter im Eingangsbereich bewachen und die Leute schon an der Tür abschrecken (ein öffentliches Gebäude, welches durch Steuergelder bezahlt wurde). Teilweise fängt da schon die große Schweinerei an, wo die Bedürftigen erstmal "kontrolliert" werden. Teilweise in Handtaschen geschaut wird. Wo Bedürftige ohne "Einladung oder Personalausweis" gleich wieder an die Tür gesetzt werden. Wo Beistände am rechtlichen Beistand des Bedürftigen gehindert werden und rechtswidrig wieder vor die Tür gesetzt werden. Wo Bedürftigen unter Androhung rechtswidrige Eingliederungsvereinbarungen vor die Nase gesetzt werden und diese unter Androhung von Sanktionen zur Unterschrift genötigt werden (mit teils absolut unhaltbaren und rechtswidrigen Inhalten und unmöglichen Anforderungen) usw.
Friede, Freude, Eierkuchen ist der Wunsch. Die Realität sieht um ein vielfaches beschissener aus.
Das war nur ein kleiner Exkurs.