AW: Japan und euere persönliche Konsequenzen daraus
Car Sharing ist eine gute Sache. Wir haben hier ein Unternehmen, welches mit einem Fahrzeugpool an 1200 Standorten in der Schweiz präsent ist. Man kann über Internet, Mobiltelefon z.B. ein Auto reservieren, von Unterwegs in der Bahn beispielsweise, steigt am Zielort ein, fährt und stellt das Auto am nächsten Standort wieder ab. Man hat eine Karte (Kreditkartenformat) mit Chip und so kann man die Autos lösen und wieder übergeben, ohne je einen Mitarbeiter der Firma gesehen zu haben. Die gefahrenen Kilometer werden dann monatlich in Rechnung gestellt. So kurz umschrieben. Jahresbeitrittsgebühren sind besonders günstig (und somit auch die Kilometerpreise) in Verbindung mit einem Abonnement für den öffentlichen Verkehr. Ich habe einige Leute im Bekanntenkreis, die kein eigenes Auto haben und so - wenn sie eines brauchen - den Bedarf decken. Dieses System ist hier sehr populär.
Persönliche Konsequenzen seit der Katastrophe in Japan haben sich keine neuen ergeben bei uns. Persönlich habe ich ja weder ein Auto noch die dazu benötigte Fahrprüfung - bis heute bin ich aber mit dem öffentlichen Verkehr (welcher hier in der Schweiz sehr gut erschlossen ist), zu Fuss, etc. immer gut dahin gekommen, wo ich hin muss. Es ist jedoch klar, dass ein Auto mehr Flexibiltät bringt. Mein Arbeitsweg bedeutet mit dem Auto 20 Minuten, mit dem öffentlichen Verkehr benötige ich von Haustüre zu Haustüre gute 45 - 60 Minuten - je nach dem, ob es Verspätungen bei den Anschlüssen gibt.
Dafür ärgere ich mich nur über Pendler bzw. Pseudopendler. Nach so vielen Jahren weiss man, wer regelmässig pendelt und welches Rookies sind (beispielsweise jene Autofahrer, die dann das Auto im Winter aufgrund der Wetterverhältnisse stehen lassen). Die, die dann nach dem Einsteigen überraschend bockstill stehen, soll ich links oder rechts ... Platz zum Sitzen gibt es eh keinen, aber dies realisieren sie dann nach einer Weile auch.
Für grössere Entsorgungen beauftrage ich immer eine soziale Institution hier lokal, die holen alles ab, entsorgen es direkt bei der Müllverbrennugsanlage. Die sind immer dankbar für solche Aufträge und kosten im Endefekt weniger, als ein Mietauto (Kleintransporter), wo ich dann immer auch noch einen Fahrer dazu suchen müsste.
Dank Home Shopping (2 grosse Anbieter in der Schweiz), muss ich und habe ich schon seit Jahren keine Tüten schleppen müssen - ich kriege meine Einkäufe (2 x im Monat) ins Haus geliefert und muss mich nicht im Einkaufszentrum ärgern, mich an einem Samstag ins Gewühl stürzen. Kleinere Einkäufe kann ich auf dem Weg vom Büro nach Hause erledigen. Nachteil: teilweise Tütenflut bzw. Tüten, die ich dann wieder entsorgen muss (Papier). Und der Lieferant kommt natürlich mit dem Lieferwagen und nicht mit der Pferdekutsche.
In unserem Haushalt gibt es seit Langem nur noch sogenannte Energiesparlampen. Es brennt nur Licht, wo es sein muss. Oft am Abend brennen Kerzen - angenehmes Licht und schön (wie ich meine). Den Abfall entsorge ich getrennt, wie wohl die Meisten (Hausmüll, Kompost, Zeitungen, Karton, etc. pp.). Wenn ich einkaufe im Laden lasse ich schon mal Verpackungen zurück, gleich an Ort und Stelle (CornFlakes Verpackungen beispielsweise).
Meistens koche ich für 2 Tage im Wechsel, d.h. wir essen das Gleiche 2 x (oder ich friere ein) und so brauche ich zum Kochen weniger Energie - warm machen kann ich dann das Essen in der Mikrowelle, die zwar auch Strom braucht, aber sehr wenig. Was ich beispielsweise aber nicht mache und nie in Gebrauch hatte sind Schnellkochtöpfe. Ein Eintopf beispielsweise braucht Geduld und muss auf kleiner Flamme köcheln, sonst ist es kein Eintopf wie er sein muss (aus meiner Sicht). Reis koche ich seit Jahr und Tag gleich, einmal sieden lassen, dann Herdplatte abstellen. Theoretisch habe ich einen Reiskocher. Theoretisch deshalb weil er - seit ich den habe - in einem Schrank steht und nie in Gebrauch war. Bis heute habe ich niemanden gefunden, dem ich dieses Teil geben könnte.
Laptops, TV werden ganz abgestellt und laufen nicht stand-by. Kühlschrank, Gefrierer und sonstige Elektronik in unserem Haushalt gehören zur Kategorie A (der Gefrierer leider noch Kat. C) und brauchen entsprechend wenig bzw. weniger Strom.
Heizung, leider, leider Öl - Miethaus mit einigen Parteien. Wir sind im Erdgeschoss. Die Bodenheizung habe ich immer nur auf dem absoluten Minium - trotzdem haben wir oft einfach Saunabedingungen hier und ich muss im Winter und auch jetzt in der Übergangszeit dass tun, was man nicht sollte - Fenster offen lassen. So oft schon habe ich dies der Vermietung mitgeteilt. Das Haus ist alt, vermutlich kann man den Ölbrenner nicht anders einstellen. Auch das heisse Wasser vom Wasserhanhn ist so heiss, dass man sich regelmässig fast die Finger verbrennt. Auch schon x-mal gesagt, keine Wirkung. Dafür kocht das Wasser schneller.
Seit bald einem Jahr wasche ich die Wäsche mit sogenannten Waschnüssen. Obwohl die Wirkung umstritten ist, bin ich persönlich damit zufrieden. Wäsche ist sauber - bei starker Verschmutzung mit Zugabe von Fleckenmitteln - riecht nicht nach Chemie und die Wäsche ist schon nach dem Waschen "weich". Allerdings trockne ich die Wäsche aus Zeitgründen im Trockner - natürlich wieder Strom. Weiterer Nachteil: die gesteigerte Nachfrage von Waschnüssen in Europa hat beispielsweise in Indien zu massiven Preiserhöhungen der Waschnüsse geführt. Auch nicht gut. Aber mein Geldbeutel merkt die Minderkosten von konventionellem Waschmittel zu Waschnüssen. Für ein Kilo Waschnüsse, Flecken- und Bleichmittel für 1 Jahr zahle ich umgerechnet gerade mal ca. 50 Euro, d.h. aufgerundet 5 Euro pro Monat für ca. 30 Maschinen Wäsche (durchschnitt mit Bettwäsche) pro Monat.
AKW haben wir leider auch und ich schliesse nicht aus, dass wir auch solchen beziehen von unserem lokalen Anbieter (den man hier nicht einfach so wechseln kann, der ist gegeben mit dem Standort, wo man wohnt). Die Liberalisierung seit 2009 betrifft nur jene, die mehr als 100'000 Kilowattstunden Strom beziehen. Ab 2014 soll die freie Wahl des Anbieters für Privathaushalte Tatsache werden.
54% des Bedarfs hier werden von Wasserkraftwerken bedient, 40% soll Strom aus AKW sein. Zwei der ältesten AKWs sollen 2011 und 2012 (alterbedingt) abgeschaltet werden. Der Neubau der beiden AKWs, wie er bis zur Katastrophe in Japan angenommen wurde, dürfte nun somit Geschichte sein.
Strom aus Sonnen- und Windenergie ist immer noch kaum vorhanden. Gaskraftwerke sollen Alternativen bieten, die Gewinnung von Strom aus Gas ist jedoch umstritten (ökologisch, Co2).
Nicht zu vergessen ist, dass hier - abgesehen von den Bussen im Öffentlichen Verkehr (die schon vermehrt mit Biogas fahren) - der öffentliche Verkehr am Strom hängt und ca. 10% des gesamten Bedarfs ausmacht. Nicht gerade wenig.